Auch in Brasilien ist die Pandemie angekommen. Präsident Bolsonaro hat die Konsequenzen des Coronavirus wochenlang verharmlost und öffentlich als „gripezinha“ abgetan, also als „leichte Grippe“.
Jetzt lautet die landesweite Empfehlung aber doch: „Fica em casa“, „Bleib zu Hause“. Die Schule unserer Kinder ist seit dem 18. März 2020 geschlossen genauso wie die Mehrzahl der Restaurants und Geschäfte in Fortaleza.
Die Preise der Lebensmittel sind teilweise bereits um das Dreifache gestiegen, was die ärmere Bevölkerung besonders hart trifft. Unsere Kinder haben sämtliches Schulmaterial mit nach Hause genommen und stehen, sofern möglich, per Smartphone und WhatsApp in Kontakt mit den Lehrern. Aktuell wird uns gesagt, dass die Schule bis zum 3. Mai 2020 geschlossen bleibt. Die einmonatigen Ferien, die normalerweise im Juli stattfinden, werden nun auf den April vorgezogen.
Das brasilianische Gesundheitssystem, das schon in „normalen“ Zeiten überfordert ist, wird unter der heran rollenden Pandemie in die Knie gehen. Intensivbetten sind Mangelware und die Gesundheitsversorgung der ärmeren Bevölkerung erinnert teilweise an ein Glücksspiel.
Wie die Süddeutsche Zeitung am 1. April 2020 berichtete, hat der Bürgermeister von Fortaleza Roberto Claudio damit begonnen, im Fußballstadion der Stadt, in dem die Deutsche Nationalmannschaft am 21. Juni 2014 gegen Ghana spielte, ein Lazarett einzurichten. Das provisorische Lazarett soll 204 Betten haben, aufgeteilt in 17 Stationen, und am 20. April 2020 in Betrieb gehen. Die Lazarettbetten sollen bei Bedarf auf Intensivbetten samt Beatmungsgeräten hochgerüstet werden; in den Umkleideräumen wird eine Apotheke eingerichtet. Der Bundesstaat Ceará vermeldet bislang einige hundert Fälle.
Da nicht nur die Schule geschlossen ist, sondern auch unsere Hausaufgabenbetreuung aktuell natürlich nicht stattfinden kann, suchen wir nach Lösungen und stehen dafür in engem Austausch mit Ana und Ritinha. Was bedeutet das Coronavirus und wieso ist es so gefährlich? Was müssen die Kinder und ihre Familien wissen, um sich und andere bestmöglich vor dem Virus zu schützen? Wie können wir die Kinder und ihre Familien in dieser ungewissen Zeit unterstützen?
Trotz aller Ungewissheiten wissen wir, dass die Arbeit der Kinderhilfe Fortaleza nun mehr benötigt wird denn je. Die Eltern unserer Kinder haben in den meisten Fällen schon genug Sorgen und wir wissen, dass die nächsten Wochen sehr schwer werden.