Kurz vor Ende des laufenden Schuljahres in Brasilien haben wir wieder einmal alle Kinder und ihre Eltern zu einem Ausflug eingeladen. Für einen Tag ging es per Bus von Fortaleza an den rund 100 Kilometer entfernten Strand in Morro Branco. Abfahrt war am Sonntagmorgen um 7 Uhr und schon die knapp zweistündige Busfahrt war für viele der Kinder ein besonderer Moment, schließlich fahren sie sonst nie in einem Bus, der exklusiv für sie gemietet wurde und in dem jeder Platz mit den eigenen Freunden und deren Eltern besetzt ist.
Angekommen am Strand begrüßten Ana und Ritinha alle mit einer kurzen Ansprache, in der sie noch einmal erklärten, warum es so wichtig ist, dass sie in der Schule gut aufpassen und viel lernen. Der eher schüchterne Gustavo, den wir im März 2014 bei sich Zuhause besuchten (unseren Bericht finden Sie hier, vorletzter Absatz >>), ist heute 14 Jahre alt und seit sechs Jahren in unserem Programm. Als sich die Rede plötzlich um ihn drehte, war er zunächst sichtlich verunsichert. Doch als ihm langsam dämmerte, warum wir explizit über ihn reden wollten, hellte sich sein Gesicht zunehmend auf und die Augen seiner Mutter wurden immer feuchter.
Gustavo wird in den nächsten Tagen erfolgreich die 9. Klasse abschließen und hat damit geschafft, was wir uns für alle unsere Kinder zum Ziel setzen: Dass sie erfolgreich die Grundschule (1. bis 9. Klasse) meistern und anschließend auf die Oberschule versetzt werden. Gustavo hat sich in den letzten Jahren zu einem sehr guten Schüler entwickelt und wird ab Januar eine staatliche Oberschule besuchen, für die kein Schulgeld nötig ist. Selbstverständlich werden wir weiterhin in engem Kontakt zu ihm und zu seiner Mutter stehen, so wie zu allen ehemaligen Schülern, und seinen weiteren Weg weiter mitverfolgen.
Gleichzeitig erinnerten Ana und Ritinha in ihrer Ansprache auch daran, dass jedes Kind das Recht hat, glücklich zu sein und Spaß zu haben – und sie genau deshalb heute alle hier sein. Die Kinderhilfe Fortaleza ermöglicht den von ihr unterstützten Kindern nicht nur den Zugang zu Bildung und Gesundheit, sondern organisiert bewusst auch regelmäßig kleine „Fluchten“ aus dem Alltag in der Favela, der von Kriminalität, Gewalt und Sorgen geprägt ist. Wie viel Spaß die Kinder beim Baden, beim gemeinsamen Essen und selbst auf der Rückfahrt hatten, sieht man auf den Fotos vom Tag am Strand.