Weihnachten ist auch, wenn man nichts hat


In Brasilien läuft vieles anders als in Deutschland, so auch das Schuljahr: Kurz vor Weihnachten werden die Zeugnisse übergeben, die Erstklässler feiern das ABC-Fest und alle Schüler gehen für fast zwei Monate in die Schulferien.

Weihnachten stellt auch in Brasilien das wichtigste Fest des Jahres dar. Am 24. Dezember besucht der Großteil der Brasilianer die Weihnachtsmesse, man feiert mit seinen Verwandten unter dem reich geschmückten Tannenbaum (gern aus Plastik) und überreicht seine Geschenke, die auch in Brasilien vom Weihnachtsmann am Abend des 24. gebracht werden. In Brasilien spielt Essen eine wichtige Rolle, wobei selbst an Weihnachten Reis und Bohnen nicht fehlen dürfen, die je nach finanziellen Möglichkeiten durch Fleisch, Fisch und gebackene, sehr süße Köstlichkeiten ergänzt werden.

Die konsumfreudige Weihnachtsstimmung macht auch vor der Innenstadt Fortalezas nicht Halt: Alles glitzert, leuchtet, in den Einkaufszentren stehen bunt und üppig geschmückte Tannenbäume, die Geschäfte werben mit dem Weihnachtsmann, während in den Bars an der Strandpromenade gewohnt frische Säfte, Agua de Coco und Caipirinha geschlürft werden.

Und wie verbringen unsere Kinder im nur acht Kilometer entfernten Armenviertel Pirambú die Weihnachtstage?

Die Kinder freuen sich schon Wochen im Voraus auf den Weihnachtsabend, der auch für die ärmere Bevölkerung in der Favela einen besonderen Moment voller Freude und Dankbarkeit darstellt. An Weihnachten muss niemand arbeiten, man versucht die Zeit mit der Familie zu verbringen.

Doch In der Favela spielt neben Musik, Tanz und Spielen das gemeinschaftliche Essen am Weihnachtsabend eine große Rolle: Auch wenn nicht wirklich andere Speisen aufgetischt werden als sonst, so geben sich alle große Mühe, etwas Besonderes auf den Tisch zu bringen. Für gewöhnlich steuert jeder etwas bei, von Salat und Reis über Fleisch und Fisch bis zu kalten Getränken und Dessert – jeder nach seinen Möglichkeiten. Manch einen mag überraschen, dass alkoholische Getränke kaum eine Rolle spielen: Alkohol ist in der Favela verpönt, da er bei den Erwachsenen schnell zur Abhängigkeit führt und jeder jemanden kennt, der damit ernsthafte Probleme hat.

Eine Urkunde für jedes Kind
Wie jedes Jahr im Dezember, werden wir im Haus der Kinderhilfe Fortaleza für alle Kinder, ihre Geschwister und Eltern in den nächsten Tagen eine kleine Adventsfeier ausrichten. Dieses Jahr werden wir die Kinder mit etwas Neuem überraschen: Um ihnen zu zeigen, wie sehr wir uns freuen, dass sie alle das Schuljahr erfolgreich gemeistert haben, bekommt jedes Kind sein persönliches „Certificado“ von uns. In Brasilien wird eine solche Urkunde in der Regel voller Stolz an die Wand gehangen.

An dieser Stelle möchten wir uns für die großzügigen Spenden bedanken, die den Kindern ein weiteres Schuljahr ermöglicht haben – und somit einen weiteren Schritt in Richtung selbstbestimmte Zukunft. Im Namen aller Kinder, ihrer Familien, unserer Mitarbeiter Ana und Ritinha wünschen wir Ihnen Feliz Natal und glückliche Feiertage!